Freibad Waldkraiburg

Gut ist: wenn wir heut alle hier rausgehen werden wir ein Bad haben.

Gut, dass es endlich ein Bürgermeister wagt, dieses heiße Eisen anzufassen, um es einer Lösung zuzuführen.

Gut, dass wir endlich über verschiedene Möglichkeiten reden. Und deren Vor- und Nachteile beleuchten.

Gut, dass die Presse so ausgewogen berichtet hat. Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, waren bestens informiert.

Schade, dass die Diskussion weniger durch sachliche Auseinandersetzung, sondern durch persönliche Anfeindungen, Unterstellungen und Beleidigungen geprägt ist.

Schade, dass der Trump‘sche Stil nun auch in Waldkraiburg Einzug gehalten hat. Alles was nicht zum eigenen Weltbild passt wird als „Fake-news“ bezeichnet und die Anderen als Lügner hingestellt. Externen Fachleuten, wie einem erfahrenen Planer, der schon über hundert derartige Projekte geplant hat, wird die Expertise abgesprochen. Dieser erfahrene Herr hat übrigens das Hallenbad für ca. 60.000 € günstiger als geplant gebaut.

Schade, dass diese Diskussion nicht bereits nach Liberalisierung des Energiemarktes 1998 (also vor 20 Jahren) mit der Suche nach einer Lösung begonnen wurde. Hier hätten die Entscheider von damals bereits die dunklen Wolken am Horizont aufziehen sehen können.

Schade, dass so wenige Waldkraiburger bereit sind Ihr Waldbad zu unterstützen, indem sie bei den Stadtwerken Strom und Gas beziehen (Mit dem Erlösen werde unter anderem die Defizite der Sportstätten gedeckt).

Interessant, dass die, die heute die Planungen anzweifeln, 20 Jahre lang nichts geplant haben, sondern „Augen zu und weiter so“ gesagt haben. Es wurde das Nötigste gemacht.

Interessant, dass in den vergangenen 20 Jahren die Prioritäten der Entscheider auf anderen Schwerpunkten als dem Erhalt des Waldbades lagen.

Interessant, wie viele selbsternannte Experten für die Planung eines Bades es auf einmal in Waldkraiburg gibt.

Schade, dass viele nur motzen und fordern, und nur wenige eine Lösung anbieten.

Es ist traurig, dass es so weit kommen musste!

Um zu einer Entscheidung zu kommen, habe ich mir in den letzten Wochen ein paar Fragen gestellt und Aufgaben gegeben.

  1. Wie kam es dazu und wie ist die Sachlage?
    Ziel: in den nächsten Jahrzehnten nicht nochmal in die gleiche Situation kommen (z.B. nicht darstellbares Defizit)
  2. Beachtung der Emotionen. Historie, Identifikation, Wutfaktor auf „die da oben“
  3. Ich habe mir ein Meinungsbild eingeholt.
    • Aus der Zeitungsumfrage, die nebenbei gesagt eine super Aktion war, ging kein eindeutiges Bild hervor. Aus meiner Sicht gab es teilweise sehr kluge Wortmeldungen für alle Varianten. Kompliment für die mitunter differenzierte Betrachtung der verschiedenen Varianten.
    • Deutliches Bild bei der Abstimmung in Inn Salzach 24.
      • 1096 Stimmabgaben
      • 24,8 % Vollsanierung 272 Stimmen
      • 16,0 % Teilsanierung 175 Stimmen
      • 59,2 % Neubau 649 Stimmen
    • Kommentare in den sozialen Medien lesen. Auffallend dabei: es sind fast immer die gleichen Personen die sich äußern. Andersdenkende wurden teilweise niedergebügelt. Schade!
    • Das Wichtigste: mit Betroffenen reden.
      Ich habe dafür in den letzten Wochen mit sehr vielen Personen gesprochen (mehr als 80), die ich als „schweigende Mehrheit“ bezeichnen möchte. Es sind Personen direkt an mich herangetreten, andere habe ich angesprochen. Ich habe immer folgende Frage gestellt: „wie ist Ihre/Deine Meinung zum Waldbad“. Die Meisten waren gut informiert und haben spontan „Neubau“ gesagt und teilweise zum Ausdruck gebracht, dass es bedauerlich ist, dass es so weit gekommen ist. Zwei Personen waren für die Vollsanierung. Einer für die Teilsanierung.

    4. Welche Argumente sprechen für, welche gegen einen Neubau:
    Gegen Neubau sprechen:

        • Emotionaler Bezug und Bindung mancher Nutzer
        • Wut und Enttäuschung Mancher die durch einen Umzug hervorgerufen werden könnten (das auszuhalten)
        • Lage ist nicht mehr zentral

    Für den Neubau sprechen:

      • Die Verantwortung als Stadtrat ganzheitliche Entscheidungen für die Stadt zu treffen.
      • Die Gespräche die ich geführt habe
      • Für Stadtwerke darstellbare laufende Kosten (Defizit)
      • Die in interkommunaler Zusammenarbeit darstellbaren Baukosten, so wie ein größeres Angebot, dass dadurch möglich ist als alleine
      • Parkplatz-Probleme gelöst
      • Verkehrschaos gelöst
      • Gut erreichbar
      • Badebetrieb nicht durch Baustelle eingeschränkt
      • Chance auf Erweiterung
      • Breitestes und attraktivstes Angebot (abseits von Vollsanierung)!!

Daher meine Entscheidung:
Ich habe mich entschlossen den vorliegenden, aktuellen Zahlen, Daten und Fakten folgend, der von mir befragten „schweigenden Mehrheit“ meine Stimme zu geben. Ich werde daher für den Neubau stimmen.

Keine Frage, ich werde den heute demokratisch gefällten Beschluss, egal wie er lautet, akzeptieren.

Denn Fakt ist: Jede weitere Verzögerung, welche Variante auch immer in Angriff genommen wird, birgt das Risiko in sich, dass das Bad möglicherweise für eine gewisse Zeit geschlossen wird.

Was mir noch wichtig ist:
Ich bitte den Förderverein Waldbad (dessen Engagement ich sehr schätze) darauf zu achten, dass in dem von Frau Konrad und Herrn Fischer angestrebten Bürgerentscheid (sollte das heutige Votum nicht nach ihren Vorstellungen ausfallen) auch wirklich alle drei Varianten zur Entscheidung und Wahl stehen. Erst dann ist gewährleistet, dass alle Meinungen zum Tragen kommen und gehört werden. Alles andere wäre aus meiner Sicht eine Mogelpackung, vor der ich dringend warnen möchte. Sie würden sich damit aus meiner Sicht unglaubwürdig machen.

Für die UWG Waldkraiburg, Dr. Frieder Vielsack

Dr. Frieder Vielsack – 06.02.2018