„Ruck ma zamm!“ – Gut tausend Waldkraiburger und Nachbarn aus dem Umland haben sich dieses Motto gestern trotz des schlechten Wetters zu Herzen genommen. In der Berliner Straße nahmen sie an der langen Tafel Platz, genossen Essen und Trinken und viele gute Gespräche.
Ein wolkenverhangener Himmel, kaltes Spätsommerwetter, zwischenzeitlich leichter Nieselregen – die Waldkraiburger haben sich nicht davon abhalten und vertreiben lassen. Sie trafen sich gestern in der Berliner Straße unter dem Motto „Ruck ma zamm! zum vermutlich größten Picknick der Stadtgeschichte.
Waldkraiburg – Sonntag, 11 Uhr: Das Thermometer am Stadtplatz zeigte 12 Grad Celsius und der Himmel über Waldkraiburg verhieß nichts Gutes. Bei solchen Aussichten streichen Veranstalter in der Regel die Segel und sagen ab. Das war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. 66 Tische waren da bereits in der Berliner Straße aufgebaut. Und einige bogen sich unter dem vielen leckeren Essen, das die Leute mitgebracht hatten. Die ersten Teilnehmer, manche warm in Jacken und Pullover eingepackt, standen schon über eine Stunde vor dem offiziellen Beginn „auf der Matte“, um sich eine Sitzgelegenheit zu sichern.
Gut 80 Tische, Biergarnituren mit weißer Plastik-Tischdecke, sollten es am Ende werden, an der mit gut 180 Metern wohl längsten Tafel, die Waldkraiburg je gesehen hat. Wohl über tausend Menschen lockte dieses Picknick für mehr Gemeinsamkeit ins Stadtzentrum. Die einen kamen zum späten Frühstück, die anderen zu einem ausgiebigen Mittagessen, das nahtlos in die Kaffeerunde überging. Vereine, Firmen, viele mit Geschäftsführern, Stammtische, Familien, Freundeskreise, aus dem BFZ eine größere Gruppe von Flüchtlingen und Besucher aus den umliegenden Gemeinden waren mit dabei. Jeder hatte etwas mitgebracht und wenn nicht, dann konnte man sich auch in der Waldkraiburger Gastronomie versorgen oder am Nebentisch kosten. Gerne wurde geteilt und getauscht. Und alle genossen die prächtige Stimmung beim Ratschen, Flanieren, Essen und Trinken.
„Überwältigend“ – Vorsitzender Hans Zacherl hatte mit dieser Resonanz bei solchen Bedingungen nicht gerechnet. Er freute sich ebenso wie Thomas Kozel, Andrea Pritz und die anderen Mitglieder des UWG-Arbeitskreises, der die Idee hatte und die Inititiave zu der Veranstaltung ergriff.
Sie wurde begeistert aufgenommen. „Was mir so gefällt? Dass man keine laute Musi hat. Man kann einfach ratschen und versteht den anderen auch noch. Die Volksfeste sollten sich ein Beispiel nehmen“, meinte etwa Jakob Wandinger. Und „Saftladen“-Kabarettist Erhard Geppert: „Genial. Das hat Mühldorf nicht. Und vor allem, es kostet nix. Man muss noch nicht mal Geld für einen Kommunikationsberater ausgeben.“
Im Gegenteil. Die Veranstaltung brachte Einnahmen für einen guten Zweck. Der Erlös aus dem Getränkeverkauf und aus den Leihgebühren und Spenden für die Tische kommt der Arbeit der vier Jugendfeuerwehren im Stadtgebiet zugute. Auch die Landjugend Pürten-St. Erasmus, die ihren neuen Jugendraum im Pfarrhof Pürten ausstatten möchte, durfte einen Verkaufstand aufbauen.
Der Erlös war gestern noch nicht bekannt, ebenso wenig, wie sich die Veranstaltung weiterentwickeln wird. Klar ist laut Hans Zacherl aber, dass die Waldkraiburger nicht zum letzten Mal zusammengerückt sind. Die Veranstaltung „Ruck ma zamm“ soll es auf jeden Fall wieder geben.
[Artikel und Foto lizenziert durch © OVB, 21.09.2015]